Seit es nach 1990 die Möglichkeit gab, in aller Herren Länder zu reisen, packte mich damals gemeinsam mit meinen Kumpels die Lust, ferne Regionen zu erkunden. Da wir viel sehen wollten, und das in möglichst kurzer Zeit, bei studentisch begrenzten finanziellen Möglichkeiten, kam für uns nur eine Urlaubsform in Frage - das Camping. Damit war ich dann mit dem Campingvirus infiziert.
Nach den studentischen Mammuttouren, die bis an die 5 Wochen gingen, kam die Zeit der Familiengründung und des Nachwuchses. Die damit verbundene Campingpause wurde 2007 mit einem ersten Camping-Versuch "in Familie" beendet, denn es gefiel allen auf Anhieb so gut, dass der zunächst geliehene Wagen durch Eigentum ersetzt werden sollte, um damit einen Mehrgewinn an Flexibilität zu erreichen.
Da wir auch gerade ein Haus gebaut hatten, mussten wir erst einmal klein anfangen. Und so erregte eine Mischform aus Zelt und Caravan unser Interesse - der Faltcaravan. Eine ganz tolle Sache, wenn da nicht der enorme Aufwand beim Auf- und Abbau wäre. Auch eben mal schlafen legen geht damit nicht. Man überlegt sich auch genau, wie oft man das Teil im Urlaub auf- und abbauen möchte. Das schränkt die Möglichkeiten stark ein. So verkauften wir unseren Falti nach nur 2 Jahren wieder und gingen auf die Suche nach einem richtigen Caravan.
Mit dem ersten eigenen Caravan sind wir 4 Jahre gefahren - es war eine schöne Zeit. Wir kauften einen 13 Jahre alten Hobby 540 UFK aus Erstbesitz für einen recht günstigen Kurs. Die Basis war gut, doch es musste einiges daran getan werden. Ich werkelte 3 Monate an dem Teil und investierte fast noch einmal 2000 EUR in Reparaturen und Neuteile. Am Ende war alles so wie wir es uns vorstellten und wir waren glücklich mit unserem ersten eigenen "richtigen" Wagen. Im Winter stand der Wagen in einer großen Fahrzeughalle bei guten Freunden.
Wie es aber der Zufall wollte, sah dort ein anderer Bekannter von uns den Wagen und interessierte sich so stark dafür, dass wir letztlich an ihn verkauften. Nun waren wir im Oktober unseren Wagen los und brauchten bis zum Frühjahr des kommenden Jahres wieder etwas neues. Daher sind wir im Herbst 2013 intensiv auf die Suche nach einem neuen gebrauchten Wagen gegangen. Mittlerweile hatten wir so einige Erfahrungen gemacht, und wussten nun auch was wir gern anders gehabt hätten. Die Suche stellte sich als gar nicht so einfach heraus, die Nachfrage war groß, folglich auch die Preise recht hoch. Meist standen die interessanten Angebote auch weit weg von uns. Doch in der zweiten Januarwoche 2014 tauchte bei Mobile ein Angebot in Berlin auf, das in allen Belangen zu passen schien. Wir überlegten nicht lange, ich fuhr am nächsten Tag direkt nach der Arbeit nach Berlin und traf mich mit den Privatleuten auf dem Campingplatz, dem Winterstellplatz des Wagens. Nach einer eingehenden Besichtigung besiegelte ich das Geschäft per Handschlag, leider in Abwesenheit meiner Frau. Aber auch Sie schloss den "Neuen" gleich in Ihr Herz. Er war 3 Jahre alt und bestens erhalten - etwas verwittert durch das ständige Stehen unter Bäumen, aber das ließ sich alles säubern. Wir hatten jetzt einen 2009er Hobby 540 UL mit Vorzelt, Mover und Autarkpaket. Das war unser Wunschgrundriss und die Innenausstattung gefiel auch sofort. Der Zustand war bestens...wir waren glücklich. Damit sind wir immerhin 7 mal nach Italien auf unseren Stammplatz "Enzo Stella Maris" in Cavallino-Treporti gefahren. Leider erfüllte sich unser Wunsch nicht, dass wir öfter im Jahr damit unterwegs sein könnten. Es war irgendwie immer zu aufwändig oder umständlich für einen Kurztrip.
Was mich am Gespann fahren immer ein wenig störte, war die Tatsache, dass man nicht so richtig spontan reagieren konnte. Man musste immer überlegen, komme ich mit dem Gespann durch diese Straße durch, kann ich falls notwendig auch wenden? Ebenso durfte man in den Alpen längst nicht alle Pässe fahren, auch das fand ich schade. Auf der Autobahn war man oft zwischen LKW´s und Reisebussen bei 100-110 km/h "eingeklemmt". Hinzu kommt, dass der letzte Urlaub mit 3 Wochen an der Adria nach 14 Jahren immer mehr das Bedürfnis weckte, wieder mehr Abwechslung zu haben. Mit Kind war das alles super, auch um sich vom Job zu erholen, mal "runter zu kommen". Aber irgendwie wollen wir jetzt beider wieder mehr sehen und erleben. Daher der schwere aber doch ersehnte Entschluss: Der Wohnwagen wird verkauft! Wow, und das ging schneller als wir dachten, zu einem Kurs, den wir so nicht erwartet hätten. Aber durch Corona waren die Preise für gebrauchte und gut erhaltene Campingfahrzeuge recht hoch - wovon wir zweifellos profitierten. Also ging im Septemper 2020 unser Wagen in neue fürsorgliche Hände.
Wieder waren wir ohne Campingfahrzeug, das ist schon ein komisches Gefühl, wenn man jahrelang damit unterwegs war. Wir hatten uns aber schon seit geraumer Zeit Appetit geholt. Jetzt wollen wir mit einem Wohnmobil unterwegs sein. Dass dies zum Caravan hin eine drastische Umstellung in vielerlei Hinsicht ist, das wissen wir. Schließlich sind wir lange genug auf Campingplätzen unterwegs gewesen und haben auch viele Gespräche dazu geführt. Den Vertrag haben wir im Oktober unterschrieben, Mitte Januar 2021 war die Übergabe. Wir haben jetzt einen Teilintegrierten bis 3,5t der 7,40m-Klasse. Klassischer Schnitt mit Einzel-Längsbetten und großer Heckgarage. Momentan wird noch so einiges daran optimiert und installiert. Wir sind gespannt auf die erste Ausfahrt. Wegen Corona ist leider ungewiss, wann das sein wird, denn auch die Campingplätze sind momentan noch gesperrt. Wegen unserem Stadtwappen hat der Gute den Namen "Eberhard" erhalten.
Oktober 2021:
Mittlerweile haben wir das erste Jahr mit unserem Wohnmobil fast rum und wir können schon ein wenig resümieren. Nach etlichen individuellen Anpassungen und einer Auflastung auf 3,85t sind wir damit in diesem Jahr schon mehrfach im Kurzurlaub gewesen und natürlich haben wir unseren Jahresurlaub damit bestritten. Die Flexibilität ist deutlich höher als mit Caravan, dadurch auch unsere Spontanität. So hatten wir uns das vorgestellt. Freitags nach der Arbeit mal direkt an die Ostsee und Sonntag abend wieder zurück - das ist damit recht stressfrei. Es gibt auch Nachteile mit der Beweglichkeit vor Ort wenn man etwas länger an einer Stelle steht. Dafür werden wir uns aber noch e-Bikes anschaffen und mitnehmen, oder eventuell doch eine Vespa? Beides passt in unsere Heckgarage. Alles in Allem erfüllt diese Art zu Reisen vollauf unsere derzeitigen Erwartungen...und das wird wohl auch noch eine Weile so bleiben, denn es gibt viel zu entdecken in Deutschland und Europa.
Oktober 2022:
Nun ist schon wieder ein Jahr rum - es ist der Wahnsinn. Über den Winter haben wir uns nun e-Bikes zugelegt. Dazu musste ich die Halterungen in der Heckgarage noch einmal anpassen, da die Bikes doch einiges wuchtiger sind. Wir haben unser WoMo wieder an allen verlängerten Wochenenden und natürlich auch im Jahresurlaub genutzt. Mit den e-Bikes sind wir deutlich mobiler vor Ort. Ziele in 30-40km Entfernung sind bequem erreichbar. Dennoch ist das Ein- und Ausladen ein wenig fummelig, dauert aber maximal 10 min. Das ist jedoch kein Problem, man hat ja Zeit im Urlaub. Mit dem Raumkonzept unseres WoMo´s sind wir eigentlich ganz zufrieden, dennoch merkt man langsam was man nicht braucht, und was etwas besser sein könnte. Auf das Hubbett etwa könnten wir komplett verzichten, dafür wären uns Hängeschränke an dieser Position wichtiger. Auch wäre mir eine Toilette wichtig, in der man bei geschlossener Tür auch noch bequem Platz auf der "Schüssel" findet. Das ist ein grundsätzliches Problem bei vielen WoMo´s. Ich werde mir mal auf der Caravan-Messe einen Überblick verschaffen. Auch ist eine separate Dusche toll, die nutzen wir aber meist nur als Abstellfläche und zum Trocknen der Handtücher. Den Platz könnte man mit einem Kombi-Bad besser nutzen. Irgendwie schaue ich aber in letzter Zeit vermehrt nach Integrierten. Mal schauen was noch so kommt.
August 2023:
Das nächste Jahr ist vorbei. Wir haben unseren T68XV noch immer und sind eigentlich immer mehr zufrieden damit. Wenn man mit anderen vergleicht sind dort gewisse Manko´s auch nicht besser. Leider hat uns im Mai eine Dame aus Berlin in einen Unfall verwickelt, sodass wir nun einige leichte Blessuren in der Außenhaut haben. Etliches habe ich schon kosmetisch ausgebessert, mit einigen Schrammen werden wir wohl leben müssen. Deswegen fahren wir nun mit WebCAM. Innen habe ich noch ein Regal von Camperboards verbaut, ist echt nützlich. Die Hauptscheinwerfer leuchten nun in Abblend- und Fernlicht mit LED dank Osram Nightbreaker. Ist ein enormer Unterschied zum Kerzenlicht vorher.
September 2024:
Noch ein Jahr weiter, und wir haben unseren T68XV "Eberhard" immer noch. Ich muss meinen einstigen Plan wohl noch einmal überdenken, ihn nach 3 Jahren zu verkaufen um wieder etwas neueres anzuschaffen. Zu schlecht ist aktuell das Angebot zu vertretbaren Preisen. Außerdem haben wir in unser WoMo eine Menge nachträglich eingebaut, das möchten wir nicht missen. Dennoch schaue ich regelmäßig die Angebote nach einem Integrierten durch. Wir sind immer noch zufrieden mit dieser Campingform und arrangieren uns mit dem Verlust an Flexibilität vor Ort. Wir schauen nach Campingplätzen mit guter ÖPNV-Anbindung, Nahe einer City oder auf dem Land. Viele Kommunen haben diesen Bedarf erkannt und binden Ihre Campingplatz gut an den Nahverkehr an. Für uns kommen ohnehin nur Campingplätze als Übernachtungsplatz in Frage. Die dort gegebene Infrastruktur als auch heutzutage nicht unwichtig das Maß an Sicherheit geben für uns den Ausschlag. Ansonsten nutzen wir unsere E-Bikes, da sind dann selbst in den Bergen Touren bis zu 80-100 km kein Problem. In der Stadt ist das Bike manchmal etwas hinderlich. Aber es ist dennoch eine Art Fortbewegung, bei dem man die Gegend wesenlich intensiver wahrnimmt. Aktuell können wir uns nicht vorstellen zu einem Caravan zurück zu kehren. Die mögliche Spontanität als auch die Einfachheit beim Fahren und Übernachten überwiegen für uns.